Ist Cultural Fit ein Luxusproblem?

Bewerbungsprozess 10.31.2018

Im Wettbewerb um Talente legen immer mehr Recruiting-Profis neben den beruflichen Qualifikationen auch Wert auf den Cultural Fit. Dabei geht es insbesondere um die Übereinstimmung der Werte und spezifischer Arbeitspräferenzen des Kandidaten mit jenen des Unternehmens. Welche Vorteile für Arbeitgeber entstehen, wenn die Mitarbeiter gut zur Unternehmenskultur passen und wie der Cultural Fit im Recruiting eingesetzt werden kann, darüber spricht Christoph Athanas, Geschäftsführer der meta HR Unternehmensberatung GmbH und Recruiting-Experte, im Interview. Das Team von meta HR beschäftigt sich primär mit Recruiting-Optimierung und Employer Branding – wieso spielt der Cultural Fit hier eine so große Rolle?  Christoph Athanas: Arbeitgeber, die sich ihrer Unternehmenskultur bewusst sind und es schaffen, diese gegenüber Kandidaten positiv herauszustellen, heben sich von Wettbewerbern ab. Stimmen die Überzeugungen zwischen Arbeitnehmer und Arbeitgeber zu einem großen Teil überein, führt das in der Tendenz zu einer höheren Mitarbeiterzufriedenheit sowie -bindung und wirkt sich ebenso positiv auf die Performance aus. Es wundert also nicht, wenn laut der Cultural Fit Studie für 85 % aller Jobsucher die persönliche Passung zur Unternehmenskultur des zukünftigen Arbeitgebers wichtig ist. Das sind natürlich Effekte, die sich kein Unternehmen entgehen lassen sollte. Doch ist der Cultural Fit in Anbetracht des Fachkräftemangels nicht ein Luxusproblem? Christoph Athanas: Keineswegs – gerade wenn es einem Arbeitgeber schwer fällt, neue Mitarbeiter zu finden, ist die Bindung der „New Hires“ umso wichtiger. Nur wer zufrieden ist, bleibt auch. Dafür gibt es mehrere Einflussfaktoren, doch die Identifikation der Mitarbeiter mit dem Unternehmen sollte nicht unterschätzt werden. Wer in der Ansprache neuer Kandidaten zeigt, dass die Persönlichkeit und Einstellungen geachtet werden, vermittelt so die Wertschätzung, die vielen Arbeitnehmern fehlt. Das kann den entscheidenden Unterschied machen. Der Cultural Fit ist also nicht nur ein Auswahlthema ist, sondern auch für Mitarbeiterbindung und Performance relevant. Gibt es noch weitere Berührungspunkte zu anderen Disziplinen? Christoph Athanas: Es gibt natürlich auch den Fall, dass Unternehmen sich in einem Kulturwandel befinden. Hier kann der Einsatz des Cultural Fit in der Personalauswahl dabei helfen, die zukünftige Unternehmenskultur anzusteuern indem bevorzugt Personen mit jenen Assets rekrutiert werden, die der Zielkultur schon mehr entsprechen, gleichzeitig aber anschlussfähig zur aktuellen Kultur sind. Über die Brücke „Recruiting“ oder generell über die Messung der Wertekultur kann Cultural Fit daher auch ein Aspekt für die Organisationsentwicklung sein. Wie setze ich denn den Cultural Fit am besten ein und kann er gemessen werden? Christoph Athanas: Es gibt zwei Ansätze für Arbeitgeber den Cultural Fit einzusetzen: Einerseits können die Kandidaten vor ihrem Jobinterview eine Cultural-Fit-Analyse durchlaufen und die Analyse-Resultate werden genutzt, um im Interview gezielt dazu nachzufragen. So kann der Cultural Fit dann ggf. auch team- oder positionsgenau heruntergebrochen werden. Andererseits gibt es die Möglichkeit, einen unverbindlichen Kultur-Abgleich schon auf der Karriere-Webseite anzubieten. Das unterstützt die positive Selbstauswahl der potenziellen Bewerber und schafft eine höhere Qualität der tatsächlich eingereichten Bewerbungen. Für beide Varianten eignet sich zum Beispiel der „Cultural Fit Evalueator“. Über dieses Online-Tool wird das bestehende Kulturprofil des Unternehmens auf wissenschaftlicher Basis ermittelt. Anschließend können sich Bewerber hiermit matchen. Jobsucher und Arbeitgeber profitieren.   Christoph Athanas rief die meta HR Unternehmensberatung GmbH ins Leben und ist auch heute noch als Geschäftsführer & Senior Berater aktiv für seine Klienten im Einsatz. Mit seinem Wissen unterstützt er seine Kunden, Talente zu gewinnen, zu fördern und zu binden. Der Initiator des HR BarCamps hat in mehreren Fachbüchern und auf seinem Blog blog.metahr.de publiziert. Christoph Athanas hat sich darüber hinaus nicht nur als Autor einen Namen gemacht, er zieht seine Zuhörer auch als Referent auf Kongressen und Seminaren in den Bann. Für die Online-Weiterbildung digital-recruiter.com hat Christoph Athanas relevante Beiträge zu den Themen Cultural Fit, Candidate Experience und Employer Branding produziert.

Sebastian Ofer

Editor in Chief

Sebastian Ofer ist Chefredakteur der Online-Portale HRM.de und HRM.ch sowie des TALENTpro-Blogs. Der Journalist und studierte Germanist hat ein sicheres Auge für spannende personalwirtschaftliche Themengebiete und die neusten Trends der Arbeitswelt.

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