Fachkräftemangel vermeiden durch Rekrutierung von internationalen Fachkräften – wir zeigen Ihnen, wie es geht

Bewerbungsprozess 10.01.2019

Ausgangslage: Die Fachkräfterekrutierung wird immer schwieriger

Aktuell wird es für Unternehmen immer schwieriger, Fachkräfte zu finden. Derzeit sind knapp 80 Prozent der Stellen schwer zu besetzen. Im Vergleich dazu: Im Jahr 2010 waren es noch knapp 25 Prozent (weitere Zahlen dazu finden Sie auf www.kofa.de). Für Sie als Unternehmen bedeutet das: Erstens müssen Sie sich daher mehr Mühe geben, um Fachkräfte zu finden und zweitens sollten Sie für weitere Zielgruppen offen sein.

Internationale Fachkräfte als Lösung für Ihr Fachkräfteproblem

Neben dem inländischen Potenzial sind internationale Fachkräfte eine weitere wichtige Zielgruppe. Internationale Fachkräfte zu rekrutieren, hat viele Vorteile: Zum offenkundigen Argument der Fachkräftesicherung kommt hinzu, dass Ihnen internationale Fachkräfte helfen können, neue Märkte zu erschließen und ausländische Kunden zu gewinnen. Durch neue Sichtweisen können darüber hinaus Prozesse innovativer gestaltet werden. Auch das Image Ihres Unternehmens kann positiv beeinflusst werden.

Darüber hinaus wird es durch das neue Fachkräfteeinwanderungsgesetz, das am 1. März 2020 in Kraft tritt, einige gesetzliche Änderungen geben, die es einfacher machen sollen, internationale Fachkräfte zu rekrutieren. Dennoch ist dies für viele Unternehmen zunächst mit Herausforderungen verbunden. Denn wie findet man diese Fachkräfte und wie ist man als Betrieb attraktiv genug, sie nach Deutschland zu holen?

Der vorliegende Beitrag zeigt Ihnen, wie Sie vorgehen sollten, wenn Sie internationale Fachkräfte rekrutieren möchten.

Das Land auswählen als ersten Schritt

Die Welt ist groß und in vielen Ländern gibt es gut ausgebildete Fachkräfte. Dennoch macht es Sinn, sich bei der Rekrutierung von internationalen Fachkräften zunächst auf ein Land festzulegen. Falls Sie schon persönliche Kontakte, z.B. durch Geschäftsbeziehungen, in einem bestimmten Land haben, macht es sicherlich Sinn, dort anzufangen. Darüber hinaus sollten Sie auf die Fachkräftesituation und das Bildungssystem des jeweiligen Landes achten. In einem Land, in dem viele gut ausgebildete Fachkräfte keine Arbeit finden, gibt es sicherlich einige, die sich vorstellen könnten, für Ihre nächste Beschäftigung nach Deutschland zu kommen.

Welche Rekrutierungskanäle sollten genutzt werden?

Wie auch bei der Rekrutierung von deutschen Fachkräften, sollten Sie die Stellenangebote auf entsprechenden Kanälen veröffentlichen. Dafür bieten sich zunächst Online-Stellenbörsen an. Dabei sollten Sie darauf achten, dass diese Stellenbörsen in den entsprechenden Ländern häufig genutzt werden. Darüber hinaus können Sie Personalmessen im Ausland besuchen oder mit ausländischen Hochschulen kooperieren. Nutzen Sie auch die bestehenden Unterstützungsleistungen aus Deutschland, z.B. den Arbeitgeberservice der Bundesagentur für Arbeit, die zentrale Auslands- und Fachvermittlung (ZAV) der Bundesagentur für Arbeit oder das Onlineportal „Make it in Germany“ (www.make-it-in-germany.com). Auch soziale Netzwerke oder Karriere-Netzwerke, wie LinkedIn können genutzt werden.

Die richtige Formulierung bei Stellenangeboten

Achten Sie bei der Formulierung der Stellenangebote darauf, dass sich die Anforderungen nicht zu sehr auf Qualifikationen beziehen, sondern eher auf Arbeitserfahrungen, da die Bildungssysteme in anderen Ländern teilweise sehr unterschiedlich sind. Die Stellenangebote sollten in Englisch oder evtl. bereits in der Sprache des Ziellandes formuliert sein. Darüber hinaus sollten in der Stellenbeschreibung – im Gegensatz zu Stellenangeboten für deutsche Fachkräfte – auch Informationen über die Einsatzregion vorhanden sein, da die potenziellen Bewerberinnen und Bewerber aller Voraussicht nach noch wenig darüber wissen werden. Über vorhandene Integrations- und Unterstützungsangebote kann auch bereits in der Stellenausschreibung informiert werden.

Sichtung der Bewerbungsunterlangen

Wenn die ersten Bewerbungen bei Ihnen eintreffen, seien Sie offen für unterschiedliche Bewerbungsstandards, da diese durchaus von Land zu Land variieren können. Wenn Sie unsicher sind, ob die beruflichen Qualifikationen der Bewerberinnen oder Bewerber Ihren Anforderungen entsprechen, können Sie sich im Informationsportal für ausländische Berufsqualifikationen, dem BQ-Portal, informieren (www.bq-portal.de). Bedenken Sie auch, dass es ggf. notwendig ist, das Bewerbungsgespräch per Skype durchzuführen. Dies ist insbesondere bei Personen aus Drittstaaten relevant.

Beachten Sie rechtliche Rahmenbedingungen

Wenn Sie eine Fachkraft gefunden haben, müssen Sie die rechtlichen Rahmenbedingungen beachten: Personen aus der EU und der EU gleichgestellten Ländern (dazu gehören die Schweiz, Liechtenstein, Norwegen und Island) können ohne Probleme bei Ihnen im Unternehmen arbeiten. Personen aus Drittstaaten müssen vor der Einreise ein Visum zur Beschäftigungsaufnahme und in Deutschland dann die Arbeitserlaubnis beantragen. Dafür müssen sie aber bereits vor der Einreise nach Deutschland ein verbindliches Arbeitsangebot vorliegen haben. Akademiker mit Hochschulabschluss können ab einem gewissen Bruttogehalt die sogenannte Blaue Karte beantragen. Fachkräfte mit einer beruflichen Ausbildung können aktuell nur einreisen, wenn ihr Beruf in Deutschland ein Mangelberuf ist (siehe Positivliste der Bundesagentur für Arbeit). Diese Bedingung wird aber mit dem Fachkräfteeinwanderungsgesetz ab März 2020 wegfallen. Des Weiteren wird die Vorrangprüfung, mit der geprüft wird, ob es auch Deutsche oder Europäer gibt, die diese Tätigkeit ausführen könnten, weitestgehend wegfallen.

Integrieren Sie die Fachkraft im Unternehmen

Der Rekrutierungsprozess hört nicht am ersten Arbeitstag auf. Es ist wichtig, dass sich die Fachkraft wohlfühlt und gerne auch im Betrieb bleiben möchte. Gerade am Anfang ist der Job oft das Einzige, was die Mitarbeiterin bzw. den Mitarbeiter in dem Land hält. So hängen auch viele Erwartungen von der entsprechenden Arbeitsatmosphäre ab. Es kann helfen, wenn Sie der Fachkraft gerade am Anfang einen Mentor zur Verfügung stellen, der die Fachkraft bei Behördengängen und der Wohnungssuche unterstützt und sie durch soziale Events ins Team einbindet. Auch die Unterstützung der Familienangehörigen kann einen wertvollen Beitrag zur Integration leisten.

Weitere Informationen zum Thema Rekrutierung von internationalen Fachkräften finden Sie auf der Seite des Kompetenzzentrums Fachkräftesicherung (KOFA): https://www.kofa.de/mitarbeiter-finden-und-binden/mitarbeiter-finden/wen-rekrutieren/internationale-fachkraefte

Dr Anika Jansen

Anika Jansen ist Economist für Fachkräftesicherung beim Kompetenzzentrum Fachkräftesicherung (KOFA) am Institut der deutschen Wirtschaft. Die promovierte Volkswirtin befasst sich mit Themen Arbeitsmarkt, Ausbildung und der Rekrutierung von internationalen Fachkräften.

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